Dichter Rauch quoll am Sonntagnachmittag, 17. August, aus dem Kappelbergtunnel. Möglichst realistisch wurde ein schwerer Unfall in Fahrtrichtung Waiblingen dargestellt. Angenommenes Übungsszenario war, dass sich ein Auffahrunfall mit drei PKWs ereignet hatte, in dessen Folge es zu einem Rückstau kam. Auf den sich bildenden Stau fuhren dann zwei LKWs auf, die dadurch in Brand gerieten. Daraufhin löste die Brandmeldeanlage des Kappelbergtunnels aus.
Die Feuerwehr Fellbach rückte mit allen drei Abteilungen sowie das DRK von der Waiblinger Seite an, die Feuerwehr Stuttgart von Untertürkheim aus.
Die Feuerwehr Stuttgart übernahm die Aufgabe des Löscheinsatz, d.h. die Kühlung der Tunnelstruktur sowie das Löschen der Fahrzeugbrände der beiden LKW. Beides Aufgaben von zentraler Bedeutung, da in einem Tunnel Temperatur und Rauchgase nur über die Tunnelenden entweichen können, welche im schlimmsten Fall mehrere 100 Meter oder weiter entfernt sein können.
Innerhalb weniger Minuten kann in einem Tunnel so ein fast vollständiger Sichtverlust eintreten. Die sich im Tunnel anstauende Hitze birgt zudem die Gefahr die Tunnelstruktur zu beschädigen, was zu Betonabplatzungen oder auch Teileinstürzen führen kann.
Die Feuerwehr Fellbach begann mit der Erkundung des Tunnels bis hin zu dem Brandherd. Dies übernahm ein Trupp, bestehend aus zwei Feuerwehrleuten, ausgestattet mit sogenannten Langzeitatmern, Markierungsleuchten, Wärmebildkameras und Handsprechfunkgeräten. Langzeitatmer sind Atemschutzgeräte die mit zwei anstatt einer Druckluftflasche bestückt sind und somit 50 min. anstatt der sonst üblichen 25 min eiungesetzt werden können, was angesichts der Strecke im Tunnels, die zu Fuß zurückgelegt werden muss, von großer Bedeutung ist.
Der Erkundungstrupp schilderte dann per Funk der Einsatzleitung außerhalb des Tunnels wie sich die Lage im Inneren darstellt. Wie dicht ist der Rauch? Welche Temperatur herrscht im Inneren? Wie viele Personen halten sich noch im Tunnel auf? Wo halten sich die Personen auf? Wo stehen PKWs? Welcher Typ von Fahrzeugen? Wo stehen LKWs oder Busse? Als Orientierungspunkt wurde jeweils die nächste Fluchtüre zur rauchfreien Röhre angegeben.
Hier ergab sich ein für einen Tunnelbrand typisches Bild mit mehreren PKWs und LKWs im Tunnelinneren. Teilweise hielten sich die Personen noch in ihren Fahrzeugen auf und waren ansprechbar. Andere hatten versucht den Tunnel zu verlassen und verloren nach Verlassen ihres Fahrzeugs durch die giftigen Rauchgase ihr Bewusstsein und brachen zusammen. Andere wiederum hatten es geschafft sich in die angrenzende Tunnelröhre zu retten. Insgesamt befanden sich noch 34 Personen im Tunnel.
Auf Grundlage dieser Informationen koordinierte die Einsatzleitung anschließend die sogenannten Rettungs- und Suchtrupps zur Menschenrettung. Diese drangen dann als zwei 2er-Trupps, u.a. ausgestattet mit Schleifkorbtragen für Schwerverletzte und Suchstöcken, in den Tunnel vor und suchten systematisch PKWs und LKWs ab. Dabei werden zunächst die Fahrer- und Beifahrertüre und dann die hinteren Türen sowie der Kofferraum geöffnet und die Fahrzeuge gründlich abgesucht, da Wärmebildkameras nicht durch Glasscheiben „blicken“ können. Die Personen wurden dann über die Fluchttüren in die rauchfreie Röhre in Richtung Stuttgart gebracht wo die von weiteren Trupps an das Tunnelende gebracht wurden, wo sie den Einsatzkräften des DRK übergeben wurden, die die weitere Versorgung der Personen sicherstellte. Eine sehr kraftraubende Tätigkeit, die auch gut trainierte Einsatzkräfte an ihre Leistungsgrenze bringt
Über 140 Einsatzkräfte waren vergangenen Sonntag an der Übung beteiligt. „Eine sehr gute Übung, bei der alle Kräfte eng zusammengearbeitet haben. Solche Übungen sind wichtig. Sie retten im Ernstfall Leben!“, so Christian Köder, Feuerwehrkommandant von Fellbach.